[Rezi] #9/2015 - Gute Töchter


"An einem Juniabend vor etwas mehr als dreißig Jahren, kurz vor Sonnenuntergang - ich war alleine auf einem Berg in Marin County in Kalifornien-, kam ein Mann mit einer Pianoseite in den Händen auf mich zu, in der Absicht, meinem Leben ein Ende zu bereiten."

Persönliche Zusammenfassung:
Rachel lebt mit ihrer Schwester Patty in einem Haus in Marin County. Gleich in der Nähe gibt es einen Berg, der den Blick über Kalifornien Richtung Golden Gate Bridge leitet und einen erstaunlichen Ausblick bereitstellt. Mitunter ist es dieser Ausblick, der die beiden Mädchen ihre ganze Kindheit hinauf zum Spielen zieht. Doch die Idylle wird zerstört, als ein Mörder auf dem Berg sein Unwesen treibt: Junge, brünette Frauen werden ermordet und zur Schau gestellt. Die beiden Mädchen der Familie Torricelli entwickeln eine eigene Geschichte daraus und es scheint wie ein Zwang für die beiden den Mörder zu finden. Doch dieser ist ihnen näher als sie glauben…


Rezension/Meinung:
„Gute Töchter“ ist eine zweigeteilte Geschichte über Familie und das Leben.
In dem ersten Teil berichtet die junge Rachel Torricelli von ihrem Leben an der Morning Glory Court, mit ihrer Mutter, die nur selten aus ihrem Zimmer kommt, dem Vater, welcher bei der ansässigen Polizei hoch angesehen ist und ihrer jüngeren Schwester, die gleichzeitig ihre beste Freundin ist.
Lange wirkt die Erzählung naiv und kindlich, der Unterton aber verrät schon da eine gewisse Bitterkeit. Die Beschreibungen eines liebenden Vaters und einer herzliche Mutter wandeln sich immer mehr in eine Aneinanderreihung trauriger Veränderungen, die zum Bruch der Eltern führen und somit bewirken, dass die beiden Mädchen am Ende fast selbst für sich sorgen müssen.
Dennoch spürt man die Liebe, die sie ihrem Vater gegenüber spüren, der doch eigentlich der Schuldige ist.
Der Vater hat im ersten Teil einen hohen Stellenwert und ist fast gänzlich der rote Faden.
Doch nach Jahren der Einsamkeit verändert sich das Leben der beiden Mädchen und während jede zeitweise ihres Weges geht, werden auf dem Berg in ihrer Nachbarschaft immer mehr Frauen getötet. Besonders Rachel fixiert sich auf die Morde und gerät damit immer näher an einen gefährlichen Menschen, der sie schon im Blick hat…

Der zweite Teil kommt sehr abrupt und wo man auf ein Finale hofft, rückt an diese Stelle die Erzählung der erwachsenen Rachel.
Sie ist Autorin und hat in einem der Bücher ihre Begegnung mit dem damaligen Mörder festgehalten. Mit dieser Buchveröffentlichung will sie eigentlich nur eines erreichen: Den Mörder endlich dingfest zu machen. Es werden aber auch hier noch weitere Familiengeheimnisse aufgedeckt und auch wenn man merkt, dass es dieselbe Person ist, die die Geschichte Jahrzehnte später wieder aufgreift, fehlt mir im zweiten Teil die Intensität.
Es wirkt ein bisschen abgehakt und schnell verfasst. Informationen auf die man seit dem Prolog wartet, werden nur nebenbei erwähnt und die Tiefe geht so leider verloren.
Zwar gibt es noch weiterhin wichtige Ereignisse und spannende Elemente, ganz glücklich blieb ich als Leserin aber nicht zurück. Man erwartet nach der zuvor dargestellten Detailtreue einfach mehr.

Durch den Wechsel und den Verlust der Intensität, konnte mich das Buch, auch wenn die Geschichte passend abgeschlossen wird, nicht wirklich zufrieden stellen.
Dieser Roman entwickelt anfangs auch für den Leser einen gewissen Sog, dem man nicht ausweichen kann. Bei mir aber wurde der Funke, der einmal übergesprungen ist, leider wieder gelöscht.

Ein spannend startendes Buch mit vielen Wiederholungen, die man der jungen Rachel aber nicht übel nimmt und einer Geschichte über das Leben, den Tod und Familienzusammenhalt.

Wer Familiengeschichten mag und nicht das Hauptaugenmerk auf die spannenden Elemente legt, wird eine schöne Geschichte finden, die immer wieder Mut und Hoffnung verspricht und bei der man einem jungem Mädchen lauschen kann, wie es ist erwachsen zu werden und welche Probleme dies mit sich bringt.
Wer so wie ich anhand des Prologs Spannung erwartet, wird aber etwas alleine gelassen.

Dennoch ist „Gute Töchter“ eine solide Geschichte, die teilweise von echten Erlebnissen inspiriert ist und den Leser gut unterhalten kann.

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an vorablesen.

Die Autorin:
Seit Joyce Maynard als 19-Jährige die Titelstory der New York Times verfasste, arbeitete sie als Reporterin, Journalistin und Schriftstellerin. Ihre Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit dem Schriftsteller J.D. Salinger wurden zum internationalen Bestseller. Zwei ihrer Romane sind verfilmt worden. Maynard hat drei erwachsene Kinder und 2013 nach 25 Jahren als Single geheiratet.

Weitere Bücher:

Quelle: Post-Bild selbst erstellt, Bild der Autorin von ihrer Homepage.

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