[Rezi] Schweig still, süßer Mund

Autor: Janet Clark
Titel: Schweig still, süßer Mund
Genre: Jugendthriller
Verlag: Loewe (Bindlach)
 Erscheinungsjahr: 2012
 Seiten: 352 S.
ISBN: 978-3-7855-7274-0

"Ich habe es getan."
(1. Satz)

Persönliche Zusammenfassung:
Alles beginnt mit dem Verschwinden von Ella, Janas bester Freundin. Die Polizei sieht keinen Handlungsbedarf, denn Ella ist erwachsen, lebt alleine und wie Jana bald feststellen muss, hat diese sich in der letzten Zeit ohne ihr Wissen verändert. So macht sich Jana alleine auf die Suche nach Spuren und lernt dabei Oliver kennen, den charmanten Barbesitzer. Neben ihm bezieht sie auch ihren besten Freund und ihre Schwester mit in die Suche ein.
Was sie nicht weiß: Ihre Befragungen treiben sie immer mehr in die Enge, bis sie vor der Wahrheit steht. Einer Wahrheit, die ihr nicht gefällt…

Rezension/Meinung:
„Schweig still, süßer Mund“ ist der erste Jugendthriller, den die Autorin Janet Clark veröffentlicht hat. Mittlerweile ist zwar schon ein Folgeband erschienen, der ebenfalls in meinem Regal steht, aber ich wollte mich ihnen der Reihe nach widmen.
Dieser Jugendthriller ist angefüllt mit den verschiedensten Elementen und schafft es schnell den Leser in seinen Bann zu ziehen.

Jana und ihre beste Freundin Ella machen alles zusammen und stehen jede schlimme Zeit gemeinsam durch. Es ist noch nicht allzu lange her, seit dem Jana wieder Single ist und Ella stand ihr gut bei, doch an dem ersten Abend, an dem sie wieder richtig gemeinsam miteinander ausgehen, muss Jana merken, dass sie scheinbar nicht alles von Ella weiß. Diese unterhält sich in der Bar mit einem Mann, mit dem sie sich scheinbar gut versteht – den Jana aber nicht kennt.
Nur wenige Stunden später ist plötzlich klar, dass Ella noch mehr Geheimnisse haben muss: Sie verschwindet spurlos. Jana ist sich sicher, dass sie das nicht freiwillig getan hat, nur da Ella erwachsen ist, sieht die Polizei keinen Grund einzugreifen.
So macht sich Jana daran nach Spuren zu suchen, sucht Nachbarn von Ella auf und muss immer mehr erkennen, dass sie die junge Frau nicht wirklich gekannt hat.
Während sie gemeinsam mit Miriam ihrer Schwester, und ihrem besten Freund Fabian eine Website erstellt und Flyer an Passanten verteilt, erfahren die drei, das noch eine weitere junge Frau verschwunden ist. Jana ist verzweifelt, denn offiziell will auch nach dieser Erkenntnis niemand etwas tun. So erfindet sie Details, die schnell dazu führen, dass die Suche nach Ella auch endlich von der Polizei in Angriff genommen wird.
Janas Lügen aber haben ungeahnte Folgen und als die Polizei kurz davor ist die Suche abzubrechen wird eine Leiche gefunden.
Zufällig trifft Jana während einer Befragung auf Oliver, dem eine Bar gehört. Sie verliebt sie sich bis über beide Ohren und die scheinbar erfolglose Suche nach Ella verdrängt sie immer mehr.
Jana aber kommt Ella, ohne es zu  merken, immer näher und gerät mehr und mehr in Gefahr…

Für einen Jugendthriller finde ich die Geschichte noch etwas zu sachte, daher würde ich dieses Buch eher als Jugendkrimi bezeichnen, dennoch ist dies eine gelungene und spannende Geschichte, deren Worte man gerne folgt.
So richtig weiß man aber nicht worauf man sich eingelassen hat, denn ich finde Jana in Teilen sehr unstet. Auf der einen Seite quält es sie, nicht zu wissen was mit ihrer besten Freundin geschehen ist und sie weint sich bei dieser in Briefform aus; auf der anderen Seite wirkt sie ob ihrer mutigen Taten, wie das Legen falscher Spuren, naiv und noch etwas unreif, denn sie stellt ihr Gefühlswirrwarr bezüglich der Männer weit in den Vordergrund und fühlt sich immer wieder als Opfer.
Dies ist auch der Punkt, der mich gestört hat, denn ein paar der Passagen waren meiner Meinung nach überflüssig für die Grundgeschichte.
Der Grundgedanke dagegen hat mich sehr mitgerissen und konnte mich gut von dem Potenzial der Autorin überzeugen.

Die Sichtweisen wechseln in „Schweig still, süßer Mund“ regelmäßig. Mal erzählt Jana selbst, mal blickt man auf Ella und dann wiederum liest man wenige Worte einer weiteren Person, die man fast bis zum Schluss nicht einordnen kann. Durch diese letztgenannten Abschnitte, die den Sog der Geschichte unterstreichen, kam ich recht schnell darauf, wer der Täter ist. Glauben mag man es dennoch nicht, und man hofft fast darauf eine überraschende Wendung zu erleben.
Dies passiert zwar nicht, aber das Ende kann man trotzdem nicht vorhersehen.

Die einzelnen Figuren finde ich gut beschrieben und individuell herausgearbeitet. So kommt es nicht dazu, dass man Probleme hat sie sich vorzustellen.
Mein Hauptaugenmerk lag immer darauf noch mehr von Ella zu erfahren und ich konnte so ab und an das Gefühlschaos von Jana in den Hintergrund drängen. Wo die Autorin vielleicht etwas zu viel in die Trennung von ihrem Freund gesteckt hat, hätte sie mehr über den Vater schreiben können, dieser kommt nur selten vor – wobei ich gut finde, dass er nicht komplett ausgeblendet ist, auch wenn er nicht bei der Familie ist.

Ich bin den Worten Janet Clarks gerne gefolgt, auch wenn ich mehr Tiefgang erwartet habe. Die eingebrachten verschiedenen Elemente machen die Geschichte interessant und halten den Leser an den Seiten fest. Da sie zwischen den Perspektiven gut hin und her springt, kommt auch kein Gefühl der Langeweile oder des Unmuts auf.
Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Neben der Sprache der Jugend, trifft man doch öfters auf überraschend tiefgängige Gedanken der Hauptprotagonisten, die mir aber fast jedes Mal zu schnell davon flogen und von einer drängenden Stimme abgelöst wurden.

Ein empfehlenswertes Buch, das ich jedem ans Herz lege, der es nicht zu rasant mag, aber dem auch keine Spannung fehlen darf. Wer dann noch eine Geschichte sucht, in der sich auch ein kleines bisschen Glück und ein Spritzer Liebe verbirgt, wird mit diesem Buch gut bedient sein - und Überraschungen sind vorprogrammiert.


Das Cover:
Das Cover beschönigt meiner Meinung nach die Geschichte, denn wenn man den Titel nicht direkt lesen würde und von den Rosen auf dem Cover ausgehen würde, denke ich würde man eine andere Geschichte erwarten. Zusammen mit dem Titel aber macht das Cover neugierig auf den Inhalt des Buches.

Die Autorin:
Janet Clark arbeitete nach ihrem Studium als wissenschaftliche Assistentin, Universitätsdozentin und Marketingleiterin in Belgien, England und Deutschland. Neben Beruf und Familie beschäftigte sie sich intensiv mit dem Schreiben, bevor sie sich an ihren ersten Roman wagte.  Heute arbeitet Janet Clark hauptberuflich als Autorin und lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in ihrer Geburtsstadt München.

Weitere Bücher: 
Quelle: Bilder und Vita von der Verlagshomepage.


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