[Rezi] Atme nicht

Autor: Jennifer R. Hubbard
Titel: Atme nicht
Originaltitel: Try not to breathe
Genre: Jugendroman
Verlag: Beltz & Gelberg (Weinheim)
 Erscheinungsjahr: 2013
 Seiten: 256 S.
ISBN: 978-3-407-81132-5

"Es war gefährlich, unter dem Wasserfall zu stehen."
(1. Satz)

Persönliche Zusammenfassung:
Ryan hat versucht sich umzubringen. Auch wenn dies nun eine Weile her ist und er den Aufenthalt in einer Psychiatrie beendet hat, haftet ihm dies noch immer an. Mitschüler machen einen großen Bogen um ihn und seine Eltern bewachen ihn mit Argusaugen. Um Ruhe zu haben, flieht er regelmäßig zum Wasserfall im Wald, der sein Zuhause umgibt.
Dort trifft er eines Tages auf Nicky – ein Mädchen, das ihm nicht gleich aus dem Weg geht. Im Gegenteil, sie sucht seine Nähe. Ryan weiß nicht was sie von ihm will und sucht die Einsamkeit – Nicky aber bleibt hartnäckig…

Rezension/Meinung:
„Atme nicht“ ist ein Jugendroman, der zum Nachdenken anregt. Hier wird nicht nur das ernste Thema Selbstmord behandelt, es geht ebenso um das Leben und Mut sich seiner Vergangenheit zu stellen.
Wer den Titel liest und das Cover sieht, glaubt erst einmal sich einem Thriller gegenüber zu sehen, aber nachdem der Klappentext gelesen ist, versucht man zwischen den einzelnen Elementen eine Verbindung zu finden, die erst schwerlich klar wird, doch im Verlauf des Lesens immer deutlicher hervorsticht.

Ryan lebt mit seinen Eltern in einem Glashaus im Wald. Abgeschieden und einsam liebt er es den Blick aus den großen Fenstern in den Wald zu werfen und seine Gedanken schweifen zu lassen. Noch mehr aber liebt er es sich unter den Wasserfall in der Nähe zu stellen. Gefährlich ist dies allemal, aber genau das gibt ihm den Kick. Dieser Moment wenn das Wasser mit voller Wucht auf Kopf und Körper trifft und er genau weiß, dass eine falsche Bewegung dazu führen kann, dass er sein Leben verliert, macht ihn lebendig.
Eines Tages trifft er an diesem Ort Nicky. Ein Mädchen, das er vom Sehen her kennt und sich ebenfalls danach sehnt etwas zu spüren. Sie spricht ihn an und auch wenn er es kaum glauben mag, verbringt sie gerne Zeit mit ihm. Doch scheint mehr hinter ihrer Anwesenheit zu stecken.
Schnell wird klar, dass sie wissen will, was ihn zu seinem Selbstmordversuch getrieben hat. Was waren seine Beweggründe? Und wie sahen seine Gedanken in dem Moment aus?
Ryan der von seinen Mitschülern wegen seiner Tat gemieden wird und dessen einzige Freunde ebenfalls zwei Bewohner der Klinik waren, in der er sich nach dem besagten Versuch das Leben zu nehmen, befandt, tastet sich vorsichtig heran. Langsam baut er zu Nicky eine Verbindung auf und vertraut sich ihr an, so wie sie sich ihm. Sie versucht zu verstehen, was mit ihrem Vater passiert ist, der sich das Leben nahm. Ryan unterstützt Nicky bei ihrer Suche nach der Wahrheit und stellt sich seinen eigenen Ängsten. Plötzlich ist das Leben nicht mehr nur schwarz weiß – nach und nach tauchen Farben auf, wenn auch nur schwach.
Nicky scheint eine besondere Wirkung auf Ryan zu haben – bis er erfahren muss, wie viele ihrer Worte Lügen waren. Die zarte Freundschaft beginnt zu bröckeln. Ryan aber merkt, dass hinter allem noch mehr steckt und nimmt seinen Mut zusammen und stellt sich dem Leben…

Wie in Ryans Geschichte, scheinen es oftmals die kleinen Dinge, die sich immer mehr summieren um zu etwas großem heranzuwachsen, das zu sein, was insbesondere Jugendliche dazu bringt, endgültige Schritte zu gehen und mit ihrem Leben abzuschließen.
Diese Dinge wirken auf Erwachsene zum Teil recht bedeutungslos, aber gerade in einem Alter in dem man nicht weiß wo man hingehört oder was einmal aus einem wird, sind dieses Dinge voller Bedeutung.

Dieser Roman eignet sich nicht nur für Leser von Jugendromanen. Auch ältere Menschen erhaschen so einen Blick auf das Innerste eines Teenagers, der nach außen hin ganz anders wirkt, als es in seinem Inneren zugeht. Doch sollte man vorgewarnt sein: Dieses Buch ist keine heitere Geschichte, die anfänglich nur etwas bedrückend ist.
Die Bedrücktheit zieht sich durch die ganze Geschichte; nach kleinen Höhen folgen wieder tiefe Gefälle und man ist sich nie sicher, ob Ryan wirklich so fühlt wie es scheint.

Dennoch ist das Buch sehr schön geschrieben, denn hier beschönigt die Autorin keine Ängste und legt dar, was alles dazu führen kann, dass das Leben kein Zuckerschlecken ist.
Der Schreibstil ist intensiv, geht unter die Haut und lässt einen zwischendurch unweigerlich die Luft anhalten. Es scheint an einigen Stellen, als fühle man selbst die schmerzenden Nadelstiche des herabbrausenden Wassers auf den Schultern und dem Kopf.
Hier begegnet man einem Hauptprotagonisten, der mit vielem zu Kämpfen hat und doch einfach nur ein Ziel hat: Glücklich sein.

Ich kam nur schwer von den Seiten los und trotz all der dauernden Rückschläge, hatte ich immer wieder die Hoffnung, dass es ein Happy End geben muss.
Das Ende ist anders als erwartet, ruhiger und sanfter – passt aber perfekt zum Rest der Erzählung.

Ein Jugendroman wie eine Reise in die Vergangenheit, als man selbst Ängsten gegenüberstand, die man vielleicht besser gemeistert hat, als die Protagonisten, die aber zeigen, wohin der Weg hätte führen können.
Ein Buch das dazu einlädt, tief einzuatmen, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen um dann mit dem Ausatmen festzustellen, dass es mehr im Leben gibt, als das was man mit den Augen sehen kann…


Das Cover:
Wie schon im vorangegangenen Text erwähnt, hat mich das Cover eher an einen Thriller erinnert. Nach dem Lesen ist die Bedeutung aber klar und man erkennt in dem Gesicht die Gefühle des Hauptprotagonisten.

Die Autorin:
Jennifer R. Hubbard, geboren in New England, schreibt seit ihrem siebten Lebensjahr und hat bereits zahlreiche Kurzgeschichten und zwei Romane für Jugendliche in Amerika veröffentlicht. Neben dem Schreiben und Lesen gilt ihre Leidenschaft dem Wandern, sie liebt Schokolade und hasst frühes Aufstehen. 

Weitere Bücher:
(bisher keine weiteren deutschen Veröffentlichungen)

Quelle: Bilder und Vita von der Verlagshomepage.


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