[Rezi] Gone Girl

Autor: Gillian Flynn
Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer
Originaltitel: Gone Girl
Genre: Roman
Verlag: Scherz (Frankfurt am Main)
 Erscheinungsjahr: 2013
 Seiten: 576 S.
ISBN: 978-3-502-10222-9
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"Wenn ich an meine Frau denke, fällt mir immer ihr Kopf ein."
(1. Satz)

Persönliche Zusammenfassung:
Nichtsahnend betritt Nick Dunne eines Tages das Haus, in dem er mit seiner Frau Amy lebt. Doch steht nicht nur die Tür des Hauses auf, im Wohnzimmer erwartet ihn ein Bild des Chaos: Möbel sind umgeworfen, Nippes ist auf dem Boden verteilt und in der Küche findet sich eine Blutlache – und Amy ist nicht zu finden. Sogleich ruft Nick die Polizei, schnell muss er aber merken, dass er selbst zu den Verdächtigen zählt. Während er versucht der Wahrheit auf die Spur zu kommen, gerät er immer mehr ins Abseits und alle Spuren scheinen auf ihn zu deuten. Es scheint als gäbe es kein Entrinnen und Nick muss zusehen, wie seine ganze Welt in sich zusammen fällt, denn den Ermittlern sind sicher, dass Amy tot ist…

Rezension/Meinung:
So viele positive Lobeshymnen wie auf dieses Buch im Vorfeld abgezielt haben, war ich überzeugt, dass es ein tolles Buch sein muss. Aussagen wie „Thriller-Blockbuster“ und „eines der besten und furchterregendsten Bücher…“ ließen mich das Buch schnell auf meine Wunschliste setzen. Als ich dann ein glückliches Händchen besaß und das Buch gewann, freute ich mich erst recht.
Im Nachhinein aber bin ich negativ überrascht zurück gelassen worden.
Ob es daran lag, dass mich meine Fantasie schon im Vorfeld den richtigen Verlauf der Geschichte erahnen lies, oder weil ich mir und „furchterregend“ nicht die psychische Komponente vorgestellt habe kann ich nicht recht sagen, aber für mich war die Geschichte in großen Teilen vorhersehbar.

Der Einstieg gefiel mir recht gut, denn ohne große Umschweife landet man in der Geschichte von Nick Dunne. Im ersten Abschnitt berichtet er von seiner Entdeckung, dass seine Frau verschollen ist. Man fühlt mit ihm und kann seine Angst und Verwirrtheit nachempfinden, denn zuvor beschreibt er in kurzen Sätzen ihr Kennenlernen und Zueinanderfinden.
Es überkommt einen gleich das Gefühl, dass er vom ersten Augenblick an als Täter abgestempelt wird, dennoch scheint etwas unter der Oberfläche zu brodeln und nach einigen Seite kommt heraus, dass der so unschuldig scheinende Ehemann selbst dem Leser einiges an Wahrheit vorenthalten hat.
Zuvor wechselt die Sicht von den Erzählungen Nicks in die Tagebucheinträge von Amy, die schon einige Jahre zurück liegen. Beides ergibt eine Mischung, die zwei völlig verschiedene Sichtweisen ergibt und man kann sich dies kaum erklären.
Mir schwante da schon, dass Amy nicht einfach so verschwunden sein kann.

Je weiter die Geschichte sich fortsetzt, desto unklarer wird das wirkliche Bild von Nick, der plötzlich nicht mehr nur der liebende Ehemann ist und desto deutlicher wird das Bild von Amy, einer Frau mit vielen Geheimnissen und einem perfiden Plan, der ihre dunkle Seite offenbart.
Obwohl ich begeistert darüber war, dass man verfolgen konnte, wie anders ein Mensch doch sein kann kam ich nach etwa der Hälfte nicht mehr wirklich weiter. Immer wieder lies ich mich von der Lektüre ablenken und ich wartete auf den Moment in dem das Buch mich komplett für sich einnehmen würde.
Die Geschichte aber entwickelte sich so wie ich es ahnte und auch wenn es sicherlich eine bedrückende und auch abscheuliche Vorstellung ist, dass eine Frau ihren Mann so in eine Falle locken kann und sich selbst als tot darstellt, konnte es mich nicht überzeugen.
Oftmals hat Gillian Flynn viele Worte eingebracht und Ablenkungen in die Geschichte geschrieben, die anfangs noch interessant anmuteten, mit der Zeit aber eher anstrengend und unübersichtlich wurden.

(Achtung Spoiler zum Ende des Buches!!!!) 
Das Buch gipfelt in einem Ende, das für mich unglaubwürdig wirkt. Beide Protagonisten beginnen der Öffentlichkeit etwas vorzulügen und während Nick endlich Glauben geschenkt wird und er dennoch die Gefühle für seine Frau ausschmückt um sie zurückzuholen und Amy selbst sich einredet das Nick sie noch liebt und sie sich daher gar nicht mehr umbringen muss und zu ihm zurück kann, treffen die beiden, die doch eigentlich für den anderen so voller Hass sind aufeinander und spielen das ehrleichterte und glückliche Paar.
Auch die darauf folgenden Abschnitte konnten mich nicht mehr richtig fesseln. Zwar sieht man sich nun den Gedanken beider Partner gegenüber, erfährt die wahren Gründe für diesen absurden Plan, doch lernen beide nichts aus dem was sie sich gegenseitig angetan haben und machen einfach weiter…

Ein Ende ohne richtigen Abschluss.
Was mich zu Beginn lockte und auch begeistern konnte entwickelte sich nach und nach immer mehr zu einer Farce, die mir überhaupt nicht zusagte. Zum Ende hin hätte ich noch so einen richtigen Umschwung erwartet, der die Geschichte auch wirklich abschließt. Da dies nicht passiert ist, hat dies noch einmal einen Bewertungspunkt zum Abzug gebracht.

Wer bei „Gone Girl“ ebenfalls einen Thriller erwartet, der einen mitreißt und bei dem Geheimnis um Geheimnis an die Oberfläche gezerrt wird und so eine brutale und spannende Geschichte skizziert, sollte nicht zu viel erwarten.
Denn hier läuft alles auf der psychischen Ebene und die kleinen Psychospielchen steigern sich ins Unermessliche. Grundsätzlich mag ich gerade so etwas und lasse als Leser auch mit mir spielen; dann aber muss das Ende einen wirklich überraschen und überzeugen.
In diesem Punkt konnte mich „Gone Girl“ leider nicht ansprechen und einnehmen.

Kein Buch für „zwischendurch“, da es durch die Anzahl der Seiten doch recht langwierig wirkt. Ein Buch auf das man sich einlassen muss und bei dem man keine spannende Jagd erwarten sollte.
Der Schreibstil hat mich auch erst erreicht, als die Szenerie erstmals in die Tagebucheinträge von Amy wechselt. Zuvor wirken Nicks Worte auf mich etwas gekünstelt bzw. zu gut arrangiert, danach aber scheinen sie einfacher gewählt. Da beide Protagonisten psychisch nicht ganz auf der Höhe zu sein scheinen, sind die Aussprüche ab und an sehr wirr, was sich aber dennoch leicht nachvollziehen lässt.

Ein Roman, der klar aufzeigt, dass selbst ein langjähriger Partner nicht immer der ist, der er vorgibt zu sein und der einen die Frage stellen lässt ob man sein Gegenüber wirklich kennt.
Emotional, verwirrend, aber leider ohne richtig überzeugendes Ergebnis.


Cover/Titel:
Das Cover eröffnet sich richtig erst auf den zweiten Blick. Denn dann wird einem klar, dass die komischen Fäden auf dem Cover blonde Haare darstellen sollen. Die Darstellung des Titels gefällt mir gut. Der Titel passt, denn er verrät zwar das jemand "verschwindet", das wichtigste behält er aber für sich.

Die Autorin:
Gillian Flynn wuchs in Kansas City auf. Sie arbeitete als Journalistin für den »San Francisco Examiner« und »U.S. News & World Report« und war die leitende TV-Kritikerin von »Entertainment Weekly«. Die Autorin lebt nach Stationen in Los Angeles und New York heute in Chicago. 

Weitere Bücher:
Quelle: Bilder und Vita von der Verlagshomepage.

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