[Rezi] #5/14 - Das Schneemädchen

Autor: Eowyn Ivey
Titel: Das Schneemädchen
Originaltitel: The Snow Child
Genre: Roman
Verlag: rororo (Reinbek bei Hamburg)
 Erschienen: 12/2013 (TB)
 Seiten: 464 S.
ISBN: 978-3-499-25822-0

"Mabel hatte gewusst, es würde still sein."
(1. Satz)

Persönliche Zusammenfassung:
Es ist ein kalter Winter, der das Land mit Schnee und Eis bedeckt.
Mabel und Jack leben gemeinsam in einer Hütte in Alaska, abgeschieden von der hektischen Welt um sie herum. Kinder hat ihnen das Leben nicht beschert, die Sehnsucht danach ist aber immer noch groß. In diesem Winter passiert es plötzlich: Ein junges Mädchen findet sich in ihrer bescheidenen Hütte ein und ein Traum scheint wahr zu werden. Doch die junge Faina trägt ein Geheimnis in sich und plötzlich erscheint alles wie in einem Märchen.
Rezension/Meinung:
"Das Schneemädchen" ist klar eine Erzählung, mit einem Märchen verbunden, dass sich schnell in das Herz des Lesers katapultiert.
Zuerst war ich diesem Buch gegenüber etwas skeptisch. Zwar gefiel mir der Klappentext; zu hundert Prozent aber konnte er mich nicht überzeugen. Ein glückliches Tauschhändchen machte dann wahr, dass dieses Buch meins wurde.
Schön anzusehen ist es alle Mal und hat so immer wieder meine Blicke auf sich gezogen.
Nun nach dem Lesen, kann ich klar gestehen, dass ich teilweise in der wunderbaren Winterwelt Alaskas gefangen gewesen war und gar nicht mehr aus der Hütte des Paares hervorkommen wollte.
Knapp zehn Jahre ist es her, da haben Marbel und Jack ihr so ersehnte Kind verloren. Danach haben sie sich in die Wälder von Alaska zurückgezogen um ihre Zweisamkeit komplett auszukosten und nicht ständig an dieser Trauer zu zerbrechen. Marbel, die aber oft alleine in der Hütte sitzt, kann sich diesen Gedanken nicht verwehren und der Schmerz sitzt noch immer tief. Auch Jack weiß, dass die Situation nicht einfach ist, aber in seiner männlichen Art, weiß er ihr nicht zu helfen. So versucht er Marbel mit der Nachbarsfrau zu befreunden. Dies aber läuft eher schleppend, wenn auch nicht ohne Aussicht auf Besserung.
In diesem Winter, als der erste Schnee über das Land zieht und mit einem eisigen Wind durch die Hütte fährt, macht sich das ältliche Paar daran, vor der Hütte eine Figur aus Schnee zu bauen. Schon nach wenigen Augenblicken wirkt sie fast menschlich und beide sind stolz auf ihre Arbeit.
Am nächsten Morgen aber ist sie verschwunden und nur noch die verstreuten Anziehsachen zeugen von dem abendlichen Träumereien.
Nicht lange danach taucht am Waldrand eine fast durchscheinende, zarte Figur auf, die Marbels Aufmerksamkeit fesselt. Auch Jack bemerkt sie und so versuchen beide das junge Mädchen in die Hütte zu locken. Dies aber gestaltet sich schwerer als gedacht, denn verschüchtert scheint sie bei jedem kleinsten Wort zusammen zu zucken. Hier aber bringt Zeit auch Zutrauen und es dauert nicht lange bis das blasse Kind, die warme Hütte betritt. Doch es wirkt, als wäre das Mädchen eine Gestalt aus einer anderen Welt und sobald jemand anderes in die Nähe der Hütte kommt, verschwindet sie auf wundersame Weise.
Marbel fühlt sich an ein altes russisches Märchen aus ihren Kindertagen erinnert und bekommt über ihre Schwester das Buch, das ihr die Geschichte noch einmal erzählt. Während Marbel sich immer mehr in der Märchenwelt und der Sehnsucht nach Faina verliert, Jack sich nicht traut seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, aus Angst, dass alles wie eine Seifenblase zerplatzt, taucht Faina Jahr für Jahr auf, wächst heran und verwehrt sich auch der Liebe nicht.
Wird die Geschichte um Faina, wie die des Mädchens aus dem Märchen enden?
Wer dieses Buch öffnet, wird von der Autorin und ihren Worten ohne große Vorreden in eine wunderschöne Welt entführt. Gleich wirkt die Geschichte etwas bedrückend, denn am Anfang steht die Erklärung, warum das Paar damals nach Alaska zog. Die genutzten Worte berühren den Leser und wer selbst einen unerfüllten Kinderwunsch hat, wird der Traurigkeit noch intensiver nachspüren können.
Eowyn Ivey beschreibt die Umgebung so klar, dass man meint den Geruch des Schnees in die Nase steigen zu spüren. Auch die Kälte verlässt die Seiten und legt sich auf die Haut des Lesers.
Unversehens landet man in einer Geschichte, die so sanft erzählt wird, dass man sich nicht von ihr lösen kann. Dennoch muss man sich auf die Geschichte einlassen, denn nicht jeder wird die Gegebenheiten für realistisch oder nachvollziehbar halten. Doch genau diese Besonderheiten in diesem Roman, machen die Geschichte aus.
Der Roman spielt in den 1920er und daher musste ich ab und an schmunzeln, wie klar es die Autorin geschafft hat, einen in diese Zeit zu versetzen. Niemand sucht hier nach Telefon und Handy, die natürlich fehlen und niemand stellt den Zeitvertreib des Strickens in Frage.
„Das Schneemädchen“ verzaubert den Leser und schafft es eine abgerundete, fantasievolle Geschichte zu erzählen, die jedes Herz erreicht.
Ausgewählte Worte, Gestiken und Beschreibungen so intensiv, dass es einen fast davon überzeugt, dass diese Erzählung der Wahrheit entspringt.
Ein Märchen im Märchen mit wundersamen Wandlungen, überzeugenden Argumenten und einem besonderen Leben, dass seinen Weg findet.
Ein Roman für Träumer, Romantiker, Leser von historischer und zeitgenössischer Literatur und für die Menschen, die sich einfach mal ein Buch in den Händen halten möchten, dass sie in eine Welt entführt, die sie so noch nicht entdeckt haben.
Anders als erwartet, aber viel wunderbarer und intensiver – klar ein Buch das keine Zweifel weckt. Ein Debüt voller Gefühl, Zauberei und Hoffnung.
Auch zu empfehlen für Leute, die sich bisher nicht auf diese Art von Erzählung einlassen konnten.

Das Cover:
Schon alleine das Cover weckt die Neugier und im Buch zieht sich das weiterhin durch. Wunderbar uns ob seiner Einfachheit doch intensiv.

Die Autorin:
Eowyn Ivey wuchs in Alaska auf, wo sie noch heute mit ihrem Mann und zwei Töchtern lebt. Sie studierte Journalismus und kreatives Schreiben an der Western Washington University und der University of Alaska und arbeitete zehn Jahre lang als preisgekrönte Redakteurin beim Frontiersman Newspaper. Heute ist sie Buchhändlerin. "Das Schneemädchen" ist ihr erster Roman. Er wurde in elf Länder verkauft.

Weitere Bücher:
(bisher keine weiteren Veröffentlichungen)

Quelle: Bilder und Vita von der Verlagshomepage.

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