[Rezi] Flamingos im Schnee

Autor: Wendy Wunder
Titel: Flamingos im Schnee
Originaltitel: The Probability of Miracles
Genre: Roman
Verlag: Goldmann (München)
 Erscheinungsjahr: 2013
 Seiten: 352 S.
ISBN: 978-3-442-31323-5

"Als Campbells Vater starb, hinterließ er ihr 1.262,56 Dollar - so viel, wie er in den zwanzig Jahren als Feuertänzer in der Show The Spirit of Aloha im Disney Polynesien Hotel hatte auf die Seite packen können."
(1. Satz)

Persönliche Zusammenfassung:
Das Leben hat es mit Campbell bisher nicht gut gemeint. Schon früh ist sie an Krebs erkrankt und hat die letzten Jahre fern von Freunden und Schule Zuhause verbracht. Sie weiß genau, dass sie an dieser Krankheit sterben wird und hat sich damit bereits abgefunden. Ihre Mutter aber tut sich damit nicht so leicht. Immer wieder versucht sie Cam zu motivieren, ihre Zukunft zu gestalten. Eines Tages fährt die Familie an einen magischen Ort namens Promise, hier soll es Cam bald wieder besser gehen. Sie aber glaubt an keine Wunderheilung, bis sie Asher gegenüber steht, der ihr die schönen Seiten des Lebens zeigt.

Rezension/Meinung:
Wie viele Leser von John Greens „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“, habe ich mich lange schwer getan, dieses Buch zu lesen und in Campbells Welt zu tauchen.
Zu groß war die Befürchtung einem ähnlichen Buch gegenüber zu stehen, denn Parallelen wie die krebskranke, jugendliche Hauptprotagonistin kann man schon klar am Klappentext erkennen.
Wendy Wunder aber hat einen Roman erschaffen, der nicht ganz so hart wirkt und trotz aller negativen und traurigen Aspekte noch immer ein Stückchen Hoffnung mit sich bringt und überraschend anders ist.

Campbell, die all ihr geerbtes Geld für ein Auto ausgegeben hat – um sich wenigstens einmal einen Wunsch zu erfüllen - leidet schon seit Jahren an Krebs. Auch wenn ihre Mutter es nicht akzeptieren will, hat sie sich mit ihrer Zukunft arrangiert, denn sie weiß, dass sie eines Tages an diesem Krebs sterben wird. Jahre zuvor hat sie mit ihrer Leidensgenossin und besten Freundin Lily in einem „Krebscamp“ eine Liste ihrer Vorhaben geschrieben, die sie machen will, bevor sie sterben muss: die Flamingoliste. Als Cam sie wieder entdeckt macht sich daran die Liste abzuarbeiten, doch das stellt sich schwerer raus als gedacht.
Als ihre Mutter nicht locker lässt und ihre beiden Töchter mit nach Promise nimmt, einem verwunschen Ort, an dem schon so manch Kranker geheilt wurde, ist Cam alles andere als begeistert.
Dennoch sieht sie die Hoffnung in den Augen ihrer Mutter und will diese nicht zerstören.
Doch birgt diese Reise nicht nur Positives: Ihre Freundschaft zu Lily zerbricht, ein Junge bricht ihr das Herz und in der Einöde von Promise zieht sich Cam erst einmal in sich selbst zurück. Aber auch unverhoffte Abenteuer erwarten sie: Sie hat ihren ersten Kuss, entführt einen Esel und trifft auf Flamingos im Schnee. Erst als sie Asher begegnet, der in dieser kleinen Stadt lebt, keimt in ihr selbst der Wunsch auf den Krebs zu besiegen. Campbell verliebt sich, obwohl sie doch weiß, dass es keinen Sinn hat. Asher aber scheint sie genauso zu mögen und gemeinsam erleben sie schöne Stunden.
Cam aber muss miterleben, wie das Leben spielt und wo auf der einen Seite das Leben erblüht und Glück Einzug hält, wird das Leben an anderer Stelle beendet, ohne dass sie etwas davon mitbekommt. Höhen und Tiefen folgen immer schneller aufeinander und als Cam wieder anfangen kann zu lachen, kommen sie die Schmerzen einholen. Aber auch jetzt lässt sie sich nicht unterkriegen, bleibt stark und schafft es noch einmal in ihre Heimat und ihr so geliebtes Disneyland. Denn bevor sie geht, will sie noch eines: Ihre Mutter glücklich machen.
Als Asher dann nach einem Streit spurlos verschwindet ist für Cam klar, dass sie ihn wieder nach Hause bringen muss. Doch als sie ihn wiedertrifft ist alles anders…

Die Autorin lässt hier Cam ihre Geschichte selbst erzählen und schreibt ihr auch den passenden Umgangston zu. Dies bringt einem das Buch sehr nahe, denn es werden keine übertriebenen Wortgebilde erstellt, die auch nicht zu dieser jungen Frau gepasst hätten. Dass die Protagonistin siebzehn Jahre jung ist, fand ich ganz gut, denn in den meisten anderen Büchern über Krebs, sind die Jugendlichen noch jünger, oder eben schon reifere Erwachsene.

Hier wird Cam gut dargestellt, gerade auf dem Weg von einer Jugendlichen zu einer Erwachsenen, die sich aber wegen ihrer Krankheit noch nicht allzu viele Gedanken über die Zukunft gemacht hat.
Auch andere einzelne Figuren sind gut herausgearbeitet, aber nicht alle lassen tief blicken, was an einigen Stellen schade ist. Z.B.: hätte ich gerne mehr über Lily erfahren.
Besonders tief geht einen das Verhalten von Cams Mum, die alles versucht um nicht daran zu denken, dass ihre geliebte Tochter eines Tages nicht mehr da sein wird. Leider kam Perry, Cams Schwester, recht wenig zum Zug, auch wenn sie immer wieder mit einbezogen wird.

Das Hauptaugenmerk liegt auf der Geschichte zwischen Asher und Cam, was kein Wunder ist, denn eine zarte Liebe in so einer Situation ist schon sehr berührend.
Emotional konnte mich die Geschichte zwar immer wieder fassen und berühren, aber das große Gefühl blieb für mich aus. Wo ich bei „Das Schicksal…“ nicht ohne Tränenvergießen weiterkam, kommt hier eher ein Gefühl der Resignation auf – vielleicht auch einfach, weil man ahnt wie die Geschichte enden wird.
Hier hat es die Autorin geschafft mich zu überraschen und in Teilen ein anderes Ende niedergeschrieben - viel verzauberter als man ob der doch manchmal witzigen Szenen meinen  mag. Dieses passt aber sehr gut in die Geschichte.

Ob man nun an Wunder glaubt oder nicht, ist hier keine Frage, eher sollte man sich fragen, wie Glück entsteht und wer dies beeinflussen kann. Diese Frage wird hier nicht nur von Cam selbst beantwortet, denn Glück liegt auch ganz klar im Auge des Betrachters.

„Flamingos im Schnee“ ist ein wunderschöner Roman über das Leben und Sterben, das Lieben und Trauern – voller Mut, Hoffnungen und Wünsche. Eine Geschichte die die Wirklichkeit wiederspiegelt und diese Situation von verschiedenen Seiten aus betrachten lässt. Ein kleiner Helfer in Zeiten der Trauer, leichtfüßig mit viel Gefühl und ein Buch das klar zum Nachdenken anregt.




Das Cover:
Mir hat dieses Cover sehr gefallen und ist sehr im Einklang mit dem Titel der Geschichte. Gut finde ich auch, dass die Flamingos in der Geschichte selbst auch noch einen bedeutenden Platz finden.

Die Autorin:
Wendy Wunder unterrichtet Yoga in Boston, wenn sie nicht gerade schreibt oder Zeit mit ihrem Mann und ihrer zauberhaften Tochter Cadence verbringt. »Flamingos im Schnee« ist ihr erster Roman, und ja, Wendy Wunder ist tatsächlich ihr richtiger Name. 

Weitere Titel:
(bisher keine weiteren Veröffentlichungen)

Quelle: Bilder und Vita von der Verlagshomepage.



Kommentare

  1. Das klingt zwar auf den ersten Blick traurig, aber nach deine Rezension denke ich irgendwie eher 'wundervoll'. Irgendwann schaffe ich es noch, dieses Buch zu lesen.

    Alles Liebe, Chimiko

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