[Rezi] Zwischen Ewig und Jetzt

Autor: Marie Lucas
Titel: Zwischen Ewig und Jetzt
Genre: Roman
Verlag: FJB (Frankfurt am Main)
 Erscheinungsjahr: 2013
 Seiten: 464 S.
ISBN: 978-3-8414-2214-9

"Auf dem Innenhof habe ich ihn gleich gesehen, noch vor allen anderen, und mich sofort verliebt."
(1. Satz)

Persönliche Zusammenfassung:
Seit dem Julias Vater gestorben ist, hat sich ihr Leben komplett verändert: Nicht nur, dass sie die Schule und Stadt wechseln musste, ihre Freunde haben sich ebenfalls allesamt von ihr abgewandt. In ihrer neuen Heimat findet sie zwar schnell Anschluss und auch gleich einen Freund in dessen Clique sie aufgenommen wird, dennoch ist da auch Niki, ein Außenseiter, der sie wie magisch anzieht. Keiner will etwas mit ihm zu tun haben, da er angeblich mit Toten sprechen kann. Auch Julia will dem ganzen keinen Glauben schenken, bis Niki ihr eine Nachricht von ihrem toten Opa überbringt…

Rezension/Meinung:
„Eine wunderschöne Liebesgeschichte, die Gänsehaut macht – weil die Wahrheit stärker ist als der Tod.“ Dies war der Spruch, der bei mir die Neugier auf dieses Buch geweckt hat. Denn ich hatte mal wieder so richtig Lust auf eine Liebesgeschichte mit einem Schuss Übersinnlichem. Leider aber schafft es die Autorin nicht, mich komplett von dieser Geschichte zu überzeugen. Zwar fand ich immer wieder Ansäte, die mir gut gefielen, aber teilweise wirkte es dann auch etwas zu unausgereift.

In dieser Geschichte geht es um Julia, die erst vor kurzem, nach dem Tod ihres Vaters, erfahren musste, dass ihr ganzes Leben nur eine Lüge war. Während ihr Vater angeblich auf Geschäftsreise war, verbrachte er seine Tage bei seiner anderen Familie. Julia ist außer sich und enttäuscht. Nun muss sie auch noch umziehen und vom Luxus in der alten Heimat, bleibt in der engen Mietwohnung kaum noch ein Hauch übrig. Um sich diese Blöße nicht geben zu müssen, behauptet sie in einem besseren Viertel der Stadt zu leben und macht dafür sogar vor der Schule Umwege. Nicht einmal ihr Freund Felix weiß, wo sie wirklich lebt und sie schafft es immer wieder die Wahrheit zu umgehen.
Eines Tages kommt Niki auf Julia zu und möchte mir ihr reden. Niki ist der Junge, in den sie sich gleich am ersten Tag verliebt hat – doch schon von Anfang an wurde ihr gesagt, dass er verrückt sei. Als er dann vor ihr steht und ihr eine Nachricht von ihrem verstorbenen Opa überbringt, zweifelt auch sie an seinem Verstand.
Julias Neugier aber ist stärker und nach und nach freundet sie sich mit Niki an. Schnell steckt sie in der Zwickmühle, denn auch wenn sie mit Felix zusammen ist und Gefühle für ihn hat, fühlt sie sich auch zu Niki hingezogen.
Dieser bringt ihr die Geisterwelt immer näher und sie muss erfahren, dass ihr Vater ein anderes Testament zu ihren Gunsten unterschrieben hat.
Mit Hilfe der Toten versuchen sie an die Wahrheit zu kommen. Julia aber muss schnell einsehen, dass nicht nur Lebende, sondern auch Tote versuchen, sie von ihrem Ziel abzubringen…

Die Geschichte begann sehr gut und ich hoffte auf ein Fortlaufen in dieser Art und Weise. „Zwischen Ewig und Jetzt“ wirkte auf mich dann aber immer wieder wie ein Roman für Jugendliche, die noch nicht so viel Lebenserfahrung haben. Julia, die Hauptprotagonistin scheint selbst nicht zu wissen, was sie will und schwankt in Sachen Liebe stark hin und her. Dies schreibe ich gerne dem Alter zu, in dem man erst einmal herausfinden muss, welchen Weg man gehen möchte. Dass Marie Lucas der Figur aber so einen lockeren Umgang mit dem Thema Sex und insbesondere dem „ersten Mal“ zuschreibt, will für mich nicht ganz passen.
Auch wirkt es an einigen Stellen oberflächig, denn sicherlich ist es eine harte Umstellung wenn man erst gut leben kann und dann einiges aufgeben muss, da man nicht mehr so viel Geld hat. Dies wird hier aber meiner Meinung nach an einigen Stellen zu hochgepuscht.
Daher war ich ab und an wirklich am Überlegen ob ich das Buch nicht weglegen sollte. Der beschreibende Satz aber klang noch immer in meinem Hinterkopf und ich hoffte weiterhin auf die „wunderschöne Liebesgeschichte“.
Leider ist auch dies eher eine seichte Welle, anstatt ein tosender und mitreißender Strom.
Denn durch die Unentschlossenheit Julias entwickelt sich kein besonderes Gefühl, sondern nur eine typische Teenagerverwirrtheit bzgl. der Liebe.
Auch das die übersinnlichen Aspekte von außenstehenden Personen in dieser Geschichte zwar abgestoßen, aber hingenommen werden, wirkt nicht ganz durchdacht. Hier hätte ich einfach mehr Gegenwehr anderer Figuren erwartet.

Doch gibt es auch Punkt, die mir gut gefallen haben und mich dadurch an der Geschichte gehalten haben.
Die Autorin verpackt die Szenen in den Niki oder auch Julia mit dem Tod in Verbindung treten gut und spannend. Diese Teile kann man sich gut vorstellen und es kommt auch vor, dass einen die Gänsehaut packt. Den hinterhältigen Halbbruder findet man gleich unsympathisch und auch diese Beschreibungen lassen sich gut nachvollziehen. 

Obwohl mich diese Geschichte nicht vom Hocker gerissen hat, rate ich dennoch jedem sich seine eigene Meinung darüber zu bilden. Vielleicht liegt es einfach auch am Alter, dass ich mit diesem seichten Liebesgeplänkel nicht mehr so viel verbinde, bzw. einfach viel mehr erwartet habe. 
Ich hätte mir mehr Mysterium und Spannung gewünscht und eine Dreiecksgeschichte die komplett abgeschlossen ist, denn auch wenn die Fronten geklärt sind, wirkt es doch so als wäre Julia sich selbst noch nicht klar, ob ihre Entscheidungen richtig waren. 

Der Schreibstil war völlig passend und dem Alter der Protagonisten entsprechend. 
Beim nächsten Werk der Autorin im Jugend- bzw. Mysterygenre hoffe ich auf mehr Intensität, denn grundsätzlich waren die Ansätze gut aber noch ausbaufähig. 

Meiner Meinung nach eine Geschichte die ganz gut verpackt ist und den ein oder anderen sicherlich in seinen Bann ziehen wird, bis hin zum vernehmen flüsternder Stimmen, aber nicht mit der Liebesgeschichte des Jahres. 


Cover/Titel:
Das Cover hat mir von Anfang an sehr zugesagt. Ich finde gerade diesen Effekt des schwarz-weiß gegenüber dem pinken Schriftzug sehr gelungen. Auch das darstellen der Bäume über und unter der Erde passt gut. Dem Titel kann man nicht so viel entnehmen, aber so ganz trifft er nicht meine Erwartungen.

Die Autorin:
Marie Lucas liebt Geheimnisse, Schlittschuhlaufen und ihren Hund. Sie lebt in Berlin und Hannover, schreibt ihre Bücher aber am liebsten in einer kleinen Hütte irgendwo in den Bergen. 

Weitere Bücher:
(bisher keine weiteren Veröffentlichungen)

Quelle: Bilder und Vita von der Verlagshomepage.

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